Erik Weijers, vor 7 Monaten
Der deutsche Siemens-Konzern hat zum ersten Mal On-Chain-Unternehmensanleihen im Gesamtwert von 60 Millionen Euro ausgegeben. Nach Angaben des Unternehmens ist dies ein Weg, um einen größeren Pool von Käufern zu erreichen. Siemens hat sich für Polygon entschieden, einen Layer 2 auf Ethereum.
Könnte dies der Beginn eines Trends sein? Es gibt mehrere Gründe, warum öffentliche Blockchains (ein Markt von über einer Billion Dollar) ein gutes Instrument für die Ausgabe von Anleihen sein könnten. Erstens sind die Eigentumsverhältnisse auf der Kette klar ersichtlich: Es kann keine Verwirrung darüber geben, wem was gehört. Zweitens ist der Emissionsprozess effizienter. Der Handel mit Anleihen ist derzeit ein Prozess, bei dem Vermittler/innen eine Menge Geld einstecken. Mit Smart Contracts kann das viel schneller und billiger geschehen, hat Siemens offenbar erkannt ...
Siemens war nicht die erste Partei, die sich mit On-Chain-Anleihen beschäftigt hat. Die israelische Regierung hat in den letzten Monaten ein Pilotprojekt mit On-Chain-Staatsanleihen durchgeführt. Den Käufern wurden die Token ihrer Staatsanleihen in ihrem digitalen Wallet ausgezahlt.
Nebenbei bemerkt: Im Fall von Israel wurde keine öffentliche Blockchain wie Ethereum verwendet. Stattdessen haben die kooperierenden Parteien ihre eigene Blockchain eingerichtet. Diese Kette ist jedoch mit der Ethereum Virtual Machine kompatibel, was bedeutet, dass die israelische Regierung jederzeit umsteigen kann.
Abgesehen von den guten Nachrichten für Polygon (MATIC) - wie unglaublich schnell sie in letzter Zeit Kunden an Bord genommen haben! - ist es eine aufregende Entwicklung für das dezentrale Finanzwesen (Defi) als Ganzes.
Stehen wir vor einer Zukunft, in der viele weitere Instrumente des traditionellen Finanzsystems - Anleihen, Aktien, Immobilien - in die Kette aufgenommen werden? Die Regulierungsbehörden werden das nur unter strengen Bedingungen zulassen. Die Anleihen müssten dann an einer regulierten Kryptobörse gehandelt werden, und man müsste persönliche Daten (Reisepass usw.) angeben, genau wie bei einem traditionellen Finanzinstitut.
Eine solche Entwicklung wäre zwar gut für den Preis von Coins aus öffentlichen Blockchains wie Ethereum und Polygon, würde aber zu einer gezähmten, verwässerten Version des Defi führen. Das Ideal des Defi ist ja, dass man ohne KYC, ohne staatliche Erlaubnis, mitmachen kann.
Es ist durchaus denkbar, dass sich ein Teil des Defi für den Weg der Regulierungsbehörden entscheidet und ein anderer Teil unabhängig bleiben will: ein wirklich separates Finanzsystem, ohne Einmischung von oben. Im letzteren Fall gibt es vielleicht weniger Geld zu verdienen, aber es ist ein interessanteres Experiment.
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