Erik Weijers, vor 5 Monaten
Sechs Nutzer von Ethereum und dem Coin-Mixer Tornado Cash haben eine Klage gegen das US-Finanzministerium eingereicht. Sie behaupten, dass es verfassungswidrig ist, Tornado Cash auf die Sanktionsliste zu setzen und dass es zahlreiche legitime Möglichkeiten gibt, diesen Coin-Mixer zu nutzen. Die Krypto-Börse Coinbase unterstützt die Klage finanziell.
Die Initiatoren der Klage, darunter zwei Coinbase-Mitarbeiter, fordern das US-Ministerium auf, Tornado Cash von der Sanktionsliste zu streichen. Die Sanktionierung erfolgte vor einem Monat. Tornado Cash ist ein sogenannter Coin-Mixer, der unter anderem von nordkoreanischen Hackern genutzt wurde, um Kryptowährungen zu waschen.
Dennoch ist die geschätzte nicht-kriminelle Nutzung von Tornado Cash in der Mehrheit: etwa 70 % sind es. Trotzdem umgibt Coin-Mixer eine Aura der Kriminalität, obwohl sie nichts anderes erreichen wollen, als den Aspekt der Privatsphäre zu duplizieren, den Papiergeld auch hat, aber in der Online-Welt.
Eine Open-Source-Software auf die Sanktionsliste zu setzen und damit jeden, der damit in Berührung kommt, kriminell zu machen, hat es noch nie gegeben. Sanktionslisten umfassen traditionell Menschen oder Länder, nicht Software.
Letzteres ist auch Einwand Nummer 1 der Befürworter. Ihnen zufolge wäre es rechtlich nicht möglich, einen Smart Contract (Software) auf eine Sanktionsliste zu setzen.
Coinbase erklärt in einem Blogbeitrag ausführlich, warum es die Klage unterstützt: Menschen haben ein Recht auf Privatsphäre, vor allem, wenn es um etwas so Wichtiges wie persönliche Finanzen geht. Coinbase hat natürlich nichts dagegen, gegen kriminelle Nutzung vorzugehen, aber: "Der Fiskus hat einen Hammer statt eines Skalpells benutzt". Es soll ja auch nicht die Autobahnen abschaffen, wenn Kriminelle einen Highway als Fluchtweg benutzen, so Coinbase.
Coinbase listet ein paar Beispiele von Personen auf, die Tornado Cash für einen legitimen Zweck verwendet haben, von denen wir zwei hier erwähnen:
Bis die Gerichte entscheiden, werden die Folgen zu spüren sein. In der Praxis ist die Sanktion nur schwer durchsetzbar, das wurde sofort deutlich. In der Woche nach der Verhängung der Sanktion probierten Trolle aus, wie gewissenhaft die Sanktionen durchgesetzt werden würden: Sie schickten 0,1 ETH, die durch Tornado Cash geflossen waren, an Ethereum-Adressen von prominenten ETH-Besitzern wie Jimmy Kimmel. Und wie sich herausstellte, konnten sie - und alle anderen, die seit der Sanktion mit Tornado Cash interagiert haben - tatsächlich nicht mehr auf ihre Gelder auf Kreditplattformen wie Aave zugreifen. Das warf unter anderem die Frage auf, wie zensursicher Kryptowährungen sind.
Die Gefahr besteht nun darin, dass die Sanktion einen "Abschreckungseffekt" haben wird, bis es ein Urteil gibt. Welcher Entwickler wird noch vertrauensvoll an Software zum Coin-Mixing arbeiten? Welcher Nutzer wird sich noch sicher fühlen, wenn er seine finanzielle Privatsphäre schützt?
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