Wie würdest du dich fühlen, wenn dein Bitcoin-Bestand innerhalb eines halben Jahres von Tausenden auf mickrige 24 fällt? Wahrscheinlich so, wie sich der amerikanische Bitcoin-Miner Core Scientific jetzt fühlt: nämlich mit einer Konkurswarnung. Bitcoin-Mining ist ein knallhartes Geschäft.

Core Scientific ist der größte öffentliche Bitcoin-Miner mit einem Anteil von 5 % an der weltweiten Hash-Rate. Das Unternehmen hat alle Schuldenzahlungen eingestellt, da es davon ausgeht, dass die Barmittel bis Ende des Jahres aufgebraucht sein werden. Das Unternehmen behauptet außerdem, dass der notleidende Kreditgeber Celsius ihm 5,4 Millionen Dollar schuldet (Core Scientific bietet auch anderen Bitcoin-Mining-Unternehmen, an denen Celsius beteiligt ist, Hosting an).

Es ist noch gar nicht so lange her, dass die  die amerikanischen Miner Hodler waren. Auf dem Höhepunkt des Bullenmarktes wählten sie diese Strategie, weil sie glaubten, dass der Bitcoin-Kurs noch weiter steigen könnte. Wie wir alle wissen, war das nicht der Fall. Und jetzt, seit Mai/Juni dieses Jahres, sind die Miner gezwungen,  zu viel niedrigeren Preisen zu verkaufen. Das zeigt, dass selbst Miner sich gründlich irren können, wenn sie versuchen, den Markt zu timen. Core Scientific hat im Juni fast seine gesamten Bitcoin verkauft. Das passt zu einem Muster in der gesamten Branche (siehe Grafik unten).

Schwindende Gewinnspannen

In den letzten Monaten ist die Gesamt-Hash-Rate des Bitcoin-Netzwerks in die Höhe geschnellt. Warum nimmt der Wettbewerb beim Mining zu, während die Preise fallen? Nun, das liegt wahrscheinlich einfach daran, dass die Mining-Rigs erst mit Verzögerung eingesetzt werden. Die Entscheidung eines Miners, zu expandieren, könnte in einem Bullenmarkt getroffen werden. Aber erst wenn der Bärenmarkt einsetzt, öffnen diese Anlagen "ihre Türen".

Es gibt auch einige verschwörungstheoretische Erklärungen für die explodierende Hash-Rate. Es ist möglich, dass Mining-Unternehmen, die noch profitabel sind, diese Zeit nutzen, um so viele Konkurrenten wie möglich über den Tisch zu ziehen. Schließlich ist das BTC-Mining ein Nullsummenspiel. Wenn dein Konkurrent bankrott geht, bedeutet das mehr Bitcoin für dich.

Die Strompreise belasten die einen mehr als die anderen

Der Zeitpunkt des aktuellen Bullenmarktes ist besonders unglücklich gewählt, da die Strompreise steigen. Variable Energieverträge können einige Miner stärker unter Druck setzen als andere. Einige Miner verfügen immer noch über spottbillige Energieträger, wie z. B. die Abfallenergie aus den Methanemissionen der Ölfelder. Andere haben vielleicht noch Festpreisverträge, während wieder andere den Preisanstieg schmerzlich zu spüren bekommen.

Marty Bent ("Bitcoin-Miner sind im Moment in einer Welt des Schmerzes") gab einen Überblick darüber, bei welcher Kombination von Strompreisen und Mining-Ausrüstung das Geschäft noch profitabel sein kann:

• Bei $0,06 sind die Miner wahrscheinlich leicht im Plus.
• Bei 0,08 $ sind Miner nur mit der S19-Serie und dem Modell M30S+ in der Gewinnzone.
• Bei $0,10 ist der einzige profitable Miner der mit S19XP.

Fazit

Werden weitere Insolvenzen in der Branche folgen? Das ist wahrscheinlich. Aus unserer Sicht ist das nicht unbedingt eine schlechte Sache. Wie jedes Unternehmen sollte auch das Mining wettbewerbsfähig sein. Als zusätzlicher Vorteil wird der harte Wettbewerb das Mining wahrscheinlich zu nachhaltigeren Formen der Energienutzung treiben. Nachhaltige Energie oder Abfallenergie wie Methan ist im Allgemeinen am billigsten.

Was bedeutet das für den Bitcoin-Preis? Eine erschreckend ähnliche Situation wie die aktuelle haben wir 2018 erlebt. Nachdem die Miner kapitulieren mussten (massenhaft verkaufen), stürzte der Bitcoin-Preis ab. Einige Analysten haben jedoch darauf hingewiesen, dass diese Kapitulation bereits hinter uns liegen könnte. Wie Core Scientific haben viele Miner einfach nicht mehr so viele BTC übrig, um zu verkaufen und den Preis zu drücken.